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Wie du aus Neid, Missgunst und Unsympathie aussteigst,
und einen Raum voll Liebe und Wohlwollen betrittst.

 

Es gibt so vieles, was man an Anderen auszusetzen haben kann. Angefangen bei der unangenehm hohen Stimme, der zu großen Nase oder einem unangebrachten Kleidungsstil auf einer Feier, bis zu Unpünktlichkeit, einer eingebildeten Art, hauptsächlich über sich selbst zu sprechen, oder dem Hang zu Unordnung.
Wir finden immer etwas, was nicht zu dem passt, was wir von Anderen erwarten, und bei dem wir glauben, wir könnten oder wüssten es besser.

Vor einigen Monaten erst wurde mir deutlich bewusst, dass ich mich meistens auf die negativen Eigenschaften meines Gegenübers fokussiere. Zuallererst fällt mir auf, was mir nicht gefällt. Und das ist sehr schade, denn damit tue ich nicht nur dem Anderen unrecht, indem ich sein Potential nicht sehe und ihn in seiner eigenen Schönheit verleugne, sondern schränke auch mich selber ein, meine ganze Liebe, Offenheit und Feinfühligkeit zu geben – und mich gut zu fühlen!
So bin ich von vornherein gar nicht erst offen für diese Person und das, was sie mich lehren kann, und merke in einigen Fällen erst viel später, was ich mir da selber verwehrt habe.

Diese Erkenntnis war für mich schmerzlicher, als ich erwartet hätte. Sie hatte zur Folge, dass ich von einem auf den anderen Moment mit völlig anderen Augen auf eine Freundin blickte, die auf einmal vor Feinfühligkeit, Liebe und Schönheit nur so sprudelte. Vorher hatte ich sie komplett anders wahrgenommen und oft keine große Lust, mit ihr zusammen zu sein. Es gab in meinen Augen zu viele negative Eigenschaften an ihr, auf die mein Blick sofort fiel, wenn ich nur an sie dachte. Doch in diesem Moment drehte sich meine Wahrnehmung auf alles positive in ihr, was ich vorher ausgeklammert hatte.
Diese Schönheit, dieses makellose Leuchten, das in diesem Moment aus ihrem Inneren heraus kam, war schon immer da, ist es jetzt noch und wird nie verloren gehen. Und es ist in jedem von uns. Jeder einzelne hat ein unerschöpfliches Potential und hat so viele wunderschöne Seiten, die gesehen werden können, wenn wir uns dafür öffnen.

Es ist so viel schöner, voller Liebe und Wohlwollen auf unsere Mitmenschen (und -tiere) zu blicken, als in Neid, Missgunst und schlimmstenfalls sogar Hass zu versinken, und die Welt mit allem was sie zu bieten hat, als dunklen ungerechten Ort zu empfinden.
Wertschätzung ist machtvoller als wir oft glauben. Denn wenn wir lernen, die Schönheit in Anderen zu sehen, wird sich unsere Welt grundlegend verändern.

 

Ich möchte Andere wertschätzen, aber wie mache ich das?

 

Der spirituelle Lehrer und Autor Paul Ferrini sagt: „Du kannst das Licht in Anderen nicht sehen, solange du es in dir selbst nicht siehst. Siehst du es aber erst einmal in dir selbst, dann siehst du es ohne Ausnahme auch in allen anderen Menschen.“
Lerne zunächst, dich selber wertzuschätzen. Dir selber zu vergeben, für alles, was du an dir mit einem „falsch“ oder „schlecht“ abgestempelt hast, oder an Eigenschaften an dir ablehnst. Wofür verurteilst du dich? Schreib es auf, oder sprich mit jemandem darüber, um es rauszulassen und ein anderes Gefühl dafür zu bekommen.

Halte nicht länger an einem negativen Bild von dir fest. Du hast allen Grund dazu, dich und dein Leben zu lieben! Und sind es nicht schöne Aussichten, dass du diese Liebe danach auch an alle anderen Wesen weitergeben und ihnen Kraft schenken kannst?

 

Warum ärgere ich mich über Andere?

 

Zu schnell wird gelästert, schlecht über jemanden gedacht und eine Schublade aufgemacht, in die wir eine Person schon nach dem ersten Kontakt reinstecken. Ärgern wir uns über eine andere Person, sollten wir genau prüfen, woher diese Gefühle kommen. Wir können dabei viel über uns selber lernen.
Sind wir neidisch auf ihre Situation und wollen es vor uns selbst nicht zugeben? Woher kommt der Neid?
Oft kommt es auch vor, dass wir Dinge, die wir an uns selber ablehnen, bei Anderen sehen und uns dann über die Person ärgern, obwohl sie selber gar nicht viel damit zu tun hat (Projektion).
Und selbst wenn jemand etwas wirklich Doofes macht, wieso können wir ihm nicht verzeihen, ihn fühlen und seine Panne mit offenem Herzen als menschlich annehmen? Wir machen alle mal Fehler.

Ärgern tun wir uns nur, wenn wir nicht mit dem Herzen schauen, sondern mit dem Kopf. Wir können uns ganz sicher sein, dass wir nicht offen sind, wenn wir gerade schlecht über jemand anderen denken. Die gute Nachricht ist: wir können das selber ändern und das jederzeit.

 

Verschiebe deinen Fokus

 

Sobald du merkst, dass du schlecht über jemanden denkst, halte inne und versuche den Fokus von seinen Schwächen auf die Stärken zu richten. Jeder Mensch hat Potentiale, die mit einem oberflächlichen Blick natürlich nicht sichtbar sind. Nehmen wir uns aber die Zeit, unser Gegenüber wirklich zu fühlen und zu verstehen, können diese Potentiale zu Hauf sichtbar werden. Dann wird uns klar, dass jeder Mensch auf seine Art liebenswert ist und es verdient, geliebt zu werden. Wir können Andere dann zum Beispiel aus den Augen eines Liebenden betrachten und ihnen die Wertschätzung schenken, die sie verdienen.

 

„Du wirst nicht in Gottes Welt eintreten können, ohne dass selbst die kleinste Ameise Deinen Antrag unterzeichnet. Die erste Anforderung für die Befreiung ist, neben der ständigen Erinnerung an das höchste Wesen, dass Du alle sichtbaren und unsichtbaren Wesen liebst. Wenn Du diese Herzensgröße erreicht hast, wird die Freiheit nicht weit weg sein.“  Amma (Mata Amritanandamayi)