Seite auswählen

Schon lange habe ich den Wunsch, meine Gedanken zum Thema Freundschaft niederzuschreiben, doch musste ich bis jetzt feststellen, dass mir das absolut nicht leicht fällt.
Freundschaft – was ist das eigentlich?
Ich begab mich auf eine intensive Recherche durch das Internet, las mich durch philosophische Statements, typische Freundschafts-Sprüche, Interviews und machte wie wild Notizen.
Zu diesem Begriff gibt es so unendlich viele Konzepte, Definitionen, Sprüche und Vorstellungen, die davon handeln wann jemand ein Freund ist und wann nicht, dass ich schließlich selber kaum mehr wusste, was Freundschaft überhaupt sein soll.
Die meisten davon bewegen sich ziemlich oberflächlich und berühren nicht annähernd etwas in mir, geschweige denn treffen die Ganzheit des Themas. Ein paar philosophische Definitionen sind durchaus brauchbar und das eine oder andere Zitat konnte ich wirklich unterschreiben und dennoch fehlte mir etwas.
Es war wohl kein Zufall, dass ich durch eine Tollpatschigkeit das komplette Dokument mit meinen ellenlangen Notizen, die ich zusammengetragen hatte, überschrieb, und so wieder vor einem leeren Zettel saß. Ich wurde auf mich selber zurückgeworfen, auf meine eigene Erfahrung, auf mein eigenes Gefühl.
Und ist es nicht letzten Endes vor allem ein Gefühl, Freundschaft für jemanden zu empfinden?

 

Freundschaft ist frei und einfach da

 

Heute stolperte ich über folgendes Zitat:
„Liebe ist frei und lässt frei. Warum versuchen wir diesem Strom der bedingungslosen Liebe Bedingungen zu geben, versuchen ihn zu kontrollieren, einzuschränken und zu besitzen? Wer sind wir, einer Energie, die sich nur verschenken möchte, unsere Ängste, Besitzansprüche, Wünsche und Erwartungen aufzudrücken? Warum lassen wir uns nicht lieber von diesem Strom mitreißen, von den Wellen dieses Meeres auf den Grund unseres wahren Seins spülen bis wir frei von jeglicher Angst sind? Angst ist alles, was wir dabei verlieren können. Diese Liebe gehört niemandem und ist für alle.“ Aleah Lani

Beim Lesen dieser Zeilen wird mir klar, wie unsinnig es ist, etwas wie die Liebe definieren oder benennen zu wollen, da jeder Versuch nur eine Einschränkung wäre. Ähnlich empfinde ich auch für die Freundschaft, die auch irgendwie eine Form von Liebe ist, genauso frei und einfach da.
Natürlich gibt es verschiedene Intensitäten von Freundschaften. Nicht mit allen Freunden gehe ich zu gleichen Teilen in die Tiefe. Doch die wirklich intensive Freundschaft, z.B. zu einer besten Freundin, die einen schon lange begleitet und mit der man essentielle Strecken des Lebens gegangen ist, kommt mir der Liebe schon ganz schön nahe. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass so ein Gefühl für einen anderen Menschen nicht einfach so verschwindet.

 

Auseinanderleben & zusammen bleiben

 

Mit manchen Menschen lebt man sich auseinander, das ist ein natürlicher Prozess, den denke ich mal jeder kennt. Wer ist schon noch mit all seinen Kindheits-Freunden regelmäßig in Kontakt? Früher oder später hat man andere Interessen, trifft sich seltener, zieht womöglich in eine andere Stadt und das vertraute Beisammensein, was die Freundschaft gestärkt hat, fällt weg.
In den meisten Fällen ist das ein völlig normaler und oft langsamer Prozess, der für beide Seiten nichts Schmerzhaftes an sich hat. Zumal die Lücke, die beim Wegfallen einer Freundschaft entsteht, oft auf natürliche Weise wieder gefüllt wird.
Doch es gibt sie trotzdem, die special-Freunde, die einen über lange Zeit begleiten und die man einfach in sein Herz geschlossen hat, wie ein Familienmitglied. Die man zu jeder Tageszeit anrufen kann, die einfach für einen da sind, wenn man sie braucht. Und genauso gerne ist man für sie da. Ohne Erwartungen, einfach bedingungslos. Da wird offen gesprochen, nicht gelästert.
Und das Gefühl? – Zuneigung, die erwidert wird.
Diese Zuneigung kann selbst dann bestehen bleiben, wenn man lange keinen Kontakt hat. Wenn man z.B. in unterschiedlichen Städten wohnt und keinen Alltag oder Hobbys mehr teilt, bei denen man sich regelmäßig sieht. So lange man sich nicht über einen längeren Zeitraum auseinander gelebt hat, und das Interesse aneinander einfach verloren ging, kann es jedes Mal wieder genauso vertraut sein, wie das letzte Mal, an dem man sich traf. Auch ganz ohne einem Schwelgen in Erinnerungen.
Solche Freunde sind wirklich etwas Besonderes!
Ich brauche nicht viele davon, eine Hand voll reicht, und doch gibt mir jeder einzelne von ihnen das Gefühl von Behaglichkeit und Aufgehoben sein. Ich bin nicht allein, weil es sie gibt und wir uns gegenseitig auf unserem Weg begleiten. Manchmal intensiver, manchmal weniger intensiv, doch immer vertraut und da.
Meine Freunde bereichern mein Leben um ein Vielfaches und ich bin sehr dankbar sie zu haben.

 

„Ich hab dich gern.“

 

Was muss man dann eigentlich über Freundschaft sagen? Sicherlich nicht viel. Jeder weiß im Grunde selber, ob dieser andere Mensch nun ein Bekannter, ein Freund, guter Freund oder bester Freund ist, und in der Regel weiß der andere das genauso – weil es einfach spürbar ist. Da muss man sich keine großen Gedanken machen oder in Schubladen packen.
Ich glaube wichtig ist, dem Anderen seine Zuneigung zu zeigen und die Besonderheit einer engen Freundschaft nicht aus den Augen zu verlieren.
Zu schnell passiert es, dass man die Existenz des Anderen als gegeben hinnimmt und vergisst, ihm zu zeigen, was er einem eigentlich bedeutet. Oder sich dafür zu bedanken, was der Andere einem gibt. Das geschieht nicht nur in Liebesbeziehungen.
Und es kann immer sein, dass ein wichtiger Freund von heute auf morgen nicht mehr da ist, aus welchen Gründen auch immer. Dann ist es schön zu wissen, dass er weiß/ wusste, wie besonders er für einen war – und noch ist.
Lasst uns deshalb einfach öfter daran denken, uns nach unseren Lieben zu erkundigen und vielleicht mal wieder etwas gemeinsam zu unternehmen. Der wichtigste Moment ist Jetzt. Warum also warten?

 

 

„Alles in mir liebt alles an dir.
Deine Schönheit, dein Anmut, deine Größe und deine Freiheit.
Alles in mir will alles von dir.
Deine Sanftmut, deine Fürsorge, deine Sorgfalt und deine Unbeirrbarkeit.
Alles in mir gibt alles für dich.
Mit dir gehe ich einmal um die Welt und weiter.
Denn dass wir zusammen gehen, bedeutet mir Alles.“
Amira Trümner