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Ich mache mir viele Sorgen. Sie schleichen sich immer wieder ein. Zwischendurch schaffe ich es sie ziehen zu lassen, merke, dass es doch keinen Grund für sie gab, und dann taucht die nächste Sorge auf. Wie kommt das eigentlich? Und wie ist es möglich, aus diesem Ablauf auszusteigen?

Ich wette, jeder wurde schon einmal von Sorgen geplagt. Sorgen um einen geliebten Menschen, Sorgen, die bevorstehende Prüfung nicht zu bestehen, Sorgen, etwas falsch zu machen, Sorgen, schon bald nicht mehr genug Geld zu haben, Sorgen, den Kindern keine guten Eltern zu sein, oder dass ihnen etwas zustößt, …
Die Liste ist endlos.

Auf einmal sind sie da – diese sorgenvollen Gedanken. Und sie sind so real, auch wenn sie nüchtern betrachtet noch so abwegig sind: „Dieses oder jenes könnte (mir) passieren! Oh nein. Bestimmt wird es genauso kommen! Was tue ich dann?“

 

Sorgen entstehen immer durch einen oder mehrere
Gedanken an etwas, das möglicherweise in der Zukunft
stattfinden könnte.

 

Dass ein Gedanke an etwas Zukünftiges, was zu sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht einmal sicher eintritt, im Hier und Jetzt Leid verursacht, ist eigentlich völlig absurd. Nicht nur eigentlich – es ist total absurd! Wir erschaffen uns selber ein Szenario im Kopf, was so gerade gar nicht existiert, nein, was genauso wahrscheinlich niemals eintreten wird, und in der Regel geht es uns nicht gut damit.
Diese sorgenvollen Gedanken hemmen uns, in diesem Moment offen zu sein für das, was gerade wirklich ist.

Oft erscheinen Sorgen jedoch nicht als etwas, was später passieren könnte, sondern als etwas sehr reales, was jetzt möglicherweise schon so sein könnte. Wir wissen es aber nicht sicher.
So schreckte ich beispielsweise gestern Nacht aus dem Schlaf, weil ich ein Geräusch auf der Straße hörte und sofort schoss mir in den Kopf: „Hoffentlich geht es meinen Katzen gut! Nicht, dass sie überfahren wurden!“ Von diesen Sorgen geplagt konnte ich nicht mehr schlafen und mein Herzklopfen beruhigte sich erst, als beide Kater wohlbehalten in die Wohnung kamen. Es ging ihnen ja aber nie schlecht!

 

Wenn Sorgen real werden

 

Ab und zu passiert ja wirklich mal etwas richtig Tragisches. Vielleicht hat ein Familienmitglied eine schwere Krankheit und wir sorgen uns, dass er oder sie daran sterben wird. Vielleicht war diese Krankheit auch schon länger präsent, weil jemand in unserem Umfeld daran starb, und wir hatten schon lange Sorge, dass es jemanden treffen könnte, der uns wirklich nahe steht.
Wenn es dann tatsächlich so eintritt, sagt unser Kopf vielleicht erstmal: „Siehst du, ich wusste das Leben ist ungerecht. So lange hatte ich Angst davor und jetzt ist es so gekommen! Da waren meine Sorgen doch berechtigt.“

Ich meine, dass es keine berechtigten Sorgen gibt. Selbst, wenn etwas tatsächlich so eintritt, wie wir es uns vorher im negativen Sinne ausgemalt haben, haben wir durch unsere Sorgen sehr viel länger gelitten als nötig. Die schlimme Situation existierte für uns schon lange, bevor sie wirklich existierte. Selbst, als noch alles gut war, der Mensch gesund, und wir die Zeit mit ihm hätten einfach genießen können, waren wir von Sorgen geplagt. Das ist doch schade.

Dazu kommt, dass Situationen, die eintreten, in der Realität dann doch immer etwas anders sind, als wir sie uns vorstellen konnten. Ein Gedanke an etwas kann einfach zwangsläufig nicht das reale Gefühl treffen, welches das Hier und Jetzt zu bieten hat.
Nicht selten tritt etwas ein, was sich dann doch gar nicht so schlimm anfühlt, wie wir dachten.

Und wenn etwas schlimmes und trauriges passiert – dann ist es auch gut und richtig traurig darüber zu sein. Das ist menschlich und vollkommen okay.

 

Wie aussteigen aus dem Gedankenleid?

 

Ich selber mache mir fast täglich über irgendetwas Sorgen. Mal sind sie größer, mal klein und flüchtig. Ich glaube nicht, dass es so schnell möglich ist -wenn überhaupt jemals-, ein komplett sorgenfreies Leben zu führen. Ich bin jedenfalls weit davon entfernt.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass ein wenig Achtsamkeit und Bewusstsein für das Entstehen solcher Gedanken durchaus helfen können, aus dem kurzzeitig selbst erschaffenen Leid auszusteigen, wieder ein Gespür für die eigentliche Realität zu bekommen, und sich mit ein wenig Übung immer kürzer mit Sorgen aufzuhalten.
Meditation kann -wie bei vielen anderen Dingen auch- dabei helfen, sorgenvolle Gedanken schneller zu erkennen und schließlich sogar mit Humor zu nehmen und ziehen zu lassen.

 

 

„Whatever comes, let it come.
Whatever stays, let it stay.
Whatever goes, let it go.“
Unknown