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Über eine bemerkenswerte Frau und die Erfahrung eines Darshans.

 

In diesem Artikel dreht sich alles um die indische Meisterin Mata Amritanandamayi, die vor allem unter dem Namen Amma (Mutter) bekannt ist.
Du erfährst etwas über ihre karitativen Hilfsprojekte und warum so viele Menschen zu ihr kommen, um sich umarmen zu lassen.

Mein erster Besuch bei Amma war 2010. Zu der Zeit gab sie – neben zahlreichen anderen Terminen – einmal im Jahr Darshan in der Maimarkthalle in Mannheim und ich war überwältigt von dem Treiben dort. Vorher wurde mir gesagt, Ammas Darshan gliche einer großen Party, was ich verstehen konnte, als ich die Halle betrat.
Viele viele Menschen, eine bunte Vielfalt aus köstlichem indischem und westlichem Essen, Musik ohne Ende (vor allem indische Kirtans) und mitten drin eine strahlende Amma, die viele Stunden am Stück einen Menschen nach dem Anderen segnet und umarmt. Dabei scheint sie einfach nicht müde zu werden.

 

Die Welt umarmen

 

Eine der Fragen, die Amma am meisten gestellt wird, ist, woher sie die Kraft nimmt, so viele Stunden hunderte von Menschen zu umarmen. Ihre Antwort ist: „Wo wahre Liebe ist, geschieht alles ohne Anstrengung.“ Diesen Worten schenkt man sofort Glauben, wenn man einmal erlebt hat, was Amma auch nach Stunden und sogar Tagen auf der Bühne noch ausstrahlt. Da ist kein Hauch von Müdigkeit oder Erschöpfung, kein Hauch von Unlust oder Ungeduld. Sie begegnet jedem einzelnem Menschen mit der selben Liebe und Konzentration wie schon hunderten zuvor und gibt einem dabei auch noch das Gefühl, es sei für sie das allergrößte, ihre Liebe geben zu dürfen.
Bis heute hat Amma rund 34 Millionen Menschen umarmt. Und es werden während ihrer jährlichen Welttouren und der regelmäßigen Darshans in ihrem eigenen Ashram in Amritapuri immer mehr.

 

Doch warum umarmt Amma überhaupt die Menschen?

 

Durch den frühen Kontakt mit Armut und schlechten Lebensverhältnissen, wuchs in Amma schon früh der Herzenswunsch, den Armen und Bedürftigen zu helfen (wie es dazu kam, kannst du hier genauer nachlesen). Durch ihre Umarmung und ihr tiefes Mitgefühl ging es vielen Menschen besser, weshalb sie schließlich dafür bekannt wurde, mit ihren Umarmungen Trost und Verständnis zu spenden.

 

Selbstloses Handeln

 

Amma ist der festen Überzeugung, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, das Leben eines anderen Menschen positiv zu beeinflussen, weshalb ein Hauptaspekt ihrer Lehre das selbstlose Handeln ist.
Sie selbst geht dabei mit dem besten Beispiel voran und engagiert sich als Gründerin der Hilfsorganisation Embracing the World für Wohltätigkeitsprojekte in mehr als 40 Ländern. Für ihr Engagement wurde sie mit dem Ghandi-King-Friedenspreis ausgezeichnet.

Die Liste der Wohltägigkeitsprojekte von Embracing the World ist lang. Die Organisation hilft dort, wo Hilfe am meisten gebraucht wird und lebt ausschließlich von Spendengeldern und der Hilfe ehrenamtlicher Menschen.
So leistet sie beispielsweise Soforthilfe nach Naturkatastrophen, baut Schulen, Universitäten und Krankenhäuser, zahlt wichtige Operationen für mittellose Menschen, stellt Witwenrenten für indische Frauen und Stipendien für Kinder in Armut, baut Häuser in ganz Indien und sorgt dafür, dass Millionen Inder täglich eine warme Mahlzeit bekommen. Dabei ist sie nicht selten direkt mit im Geschehen und packt mit an.

Auf der Website von Embracing the World heißt es: „Embracing the World hilft die Not in der Welt zu lindern, indem Menschen in ihren fünf Grundbedürfnissen nach Nahrung, Obdach, Gesundheit, Bildung und Lebensunterhalt unterstützt werden. Die Organisation ist spezialisiert auf die Hilfe bei Natur- und anderen Katastrophen. Wir engagieren uns außerdem für den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit, denn die Zukunft aller Lebewesen auf unserem Planeten ist uns wichtig. Mit der Amrita-Universität verfügen wir über ein weites Feld von Forschern, Wissenschaftlern und Ingenieuren, die stetig nach Lösungen für die bessere Verteilung von Gütern, für gleiche Bildungschancen, für eine bessere Gesundheit und eine effiziente Nutzung von Energien suchen. So können wir Menschen in Not immer und überall unterstützen.“

Dieses illustriertes Video zeigt anschaulich, wie Embracing the World entstand.

 

Darshan bei Amma

 

Wer während ihrer Welttournee zu ihr kommt, hat die Möglichkeit, sich von Ammas großem Mitgefühl und ihrer selbstlosen Liebe inspirieren zu lassen, und ihr persönlich zu begegnen.

Morgens und abends findet in der Regel ein übersetzter Vortrag von Amma selbst, sowie eine geführte Meditation und eine Puja (hinduistisches Ritual) statt. Danach umarmt Amma mehrere Stunden alle, die von ihr Darshan bekommen möchten und sich zuvor einen Token, also ein Kärtchen mit einem Buchstaben und einer Nummer, abgeholt haben. Der Token bestimmt die Reihenfolge, in der die Menschen Amma begegnen können. Man hat die Möglichkeit, sich allein, als Paar oder Familie segnen zu lassen.
Der ganze Darshan läuft sehr organisiert ab. Mehrere Stuhlreihen führen zu Ammas Platz und unmittelbar vor ihr herrscht ein reges Treiben. Mehrere Helfer sind dafür zuständig, herauszufinden, welche Sprache jeder einzelne spricht (da Amma jedem einen kurzen Satz in seiner jeweiligen Muttersprache zuraunt), die Haare beiseite zu halten und dafür zu sorgen, den Weg in Ammas Arme zu weisen, was in dem Getümmel gar nicht so leicht ist.

Und dann ist es soweit – man liegt in Ammas Armen und die Zeit scheint für einen kurzen Augenblick anzuhalten. Da ist nur noch Ammas Stimme und Geborgenheit. Und dann ist es auch schon wieder vorbei. Bei den Massen an Menschen, die ihr begegnen möchten, kann sie für jeden nur eine kurze Zeit einräumen.
Es wird einem Prasat gereicht (von Amma gesegnetes Geschenk, was meist aus einem Bonbon und einem Blütenblatt besteht) und dann kann entweder zu seinem Platz zurück kehren oder noch eine Weile auf der Bühne Platz nehmen und in Ammas Nähe meditieren oder einfach verweilen. Für mich ist das jedes Mal sehr wichtig und angenehm, um dem Darshan nachzuspüren.
Von dort aus sind die Reaktionen der umarmten Menschen wunderbar zu beobachten und es rührt mich jedes Mal sehr, mitzuerleben, wie jemand vor Rührung anfängt zu weinen oder vor Dankbarkeit strahlt.

Am letzten Abend des Programms in einer Stadt, findet der Devi Bhava statt, eine besondere Form des Darshans, in der Amma geschmückt wird. Dort sind die Token nicht begrenzt und Amma umarmt die ganze Nacht hindurch Menschen, bis der letzte seinen Darshan bekommen hat. Das Programm läuft in manchen Städten so lange, dass Amma teilweise bis in die Mittagsstunden am nächsten Tag auf der Bühne sitzt.

Den Ablauf des Programms kann ich hier zwar wiedergeben, doch das Gefühl, in der Nähe dieser Person zu sein, muss jeder selbst erleben. Mir bringen die Besuche bei Amma immer eine Gelassenheit, Ruhe und Friedlichkeit, die sich in ihrer Nähe einfach wie von alleine einstellt. Manchmal brauche ich einen Tag, um mich auf diese Energie einzustellen. So war der erste Tag dort für mich oft sehr aufwühlend, wohingegen der zweite Tag alle Wogen glättete und meine vermeintlichen Probleme wie Seifenblasen platzen ließ.
Ammas Herzlichkeit und Offenheit steckt wirklich an und inspiriert mich jedes mal dazu, diese Eigenschaften in meinen Alltag zu integrieren und mich wieder mehr auf das Wesentliche im Leben auszurichten.

Vom 22. – 24. Oktober 2015 fand Ammas Darshan im Seminarzentrum Hof Herrenberg statt. Die dortige Reithalle wurde für die paar Tage liebevoll umgestaltet und war schließlich nicht mehr als solche zu erkennen. Die rund 1200 Helfer (ca 600 freiwillige Helfer vor Ort und nochmal so viele, die Amma auf ihrer Tour begleiten) schaffen es immer wieder, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Wer seinen Teil zu der Veranstaltung beitragen möchte, kann sich vor Ort für kleine Aktionen wie Gemüse schneiden oder den Hallenumbau melden. Dieser selbstlose Dienst wird in Indien Seva genannt.

In diesem Jahr wird die Europa-Tour nur noch nach Mailand und London führen, dann ist Amma wieder größtenteils in ihrem Ashram in Amiritapuri anzutreffen. Nach Deutschland reist sie in der Regel zwischen Oktober und November, wo sie München, Mannheim und 2014 auch Berlin besucht. Die Daten der Veranstaltungen werden frühzeitig auf ihrer Website veröffentlicht.

 

Mehr Informationen findest du auf ihren schönen und informativen Internetseiten:
www.amma.de
http://de.embracingtheworld.org/