Als ich mit spiritueller Praxis, also regelmäßigen Yogaübungen und kurzen Meditationen, anfing, waren die Themen von denen ich hier schreibe reine Theorie für mich. Ich habe Beschreibungen der Bewusstseinsänderung, oder Texte und Vorträge von Yogis, scheinbar erstmal hauptsächlich mit dem Kopf aufgenommen und mehr konnte ich noch nicht damit anstellen, außer eine leichte Ahnung zu haben, dass da etwas dran sein muss.
Irgendwann hatte ich dann schon das Gefühl, zu verstehen was gemeint ist, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich dahin kommen soll. Anfangs wirkte das noch wie eine große Hürde. Ist ja schön und gut, was diese spirituellen Lehrer da erzählen, ich glaube ihnen auch, aber wie schaffe ich es, das genauso zu erleben? Gibt es einen Schalter im Kopf, den ich einfach umlegen kann, und dann sehe ich alles ganz klar und habe es geschafft?
So schnell geht das nicht. Das ist aber nicht schlimm, denn es gibt für mich nicht mehr das eine Ziel, was es zu erreichen gilt, sondern jeden Tag ein bisschen Wachstum und Entwicklung, die mein Leben verändern. Wir dürfen bei unserem Streben nach Verwirklichung und Selbsterkenntnis nicht vergessen, dass der Weg dorthin total spannend ist und wir uns jetzt gerade darauf befinden.
Wenn ich meditiere bringt es mir nichts, an meine Verwirklichung zu denken, die irgendwann einmal eintreten wird. Es bringt mir nichts, Zustände erreichen zu wollen, von denen ich weiß, dass sie existieren. Was mich wirklich voran bringt ist, im Moment anzukommen, meinen Körper so gut wie nur möglich zu spüren und diese Liebe zu fühlen, die in jedem Augenblick da ist und alles umgibt. Dann ist die vollkommene Verwirklichung auf einmal gar nicht mehr wichtig und trotzdem viel näher als vorher.
Es ist wichtig, dran zu bleiben und am besten täglich an sich zu arbeiten, seine Übungen zu machen, zu meditieren. Auch wenn nicht von jetzt auf gleich riesen Veränderungen zu merken sind und es immer wieder Tage (manchmal auch Wochen) gibt, an denen man einfach keine Lust mehr hat oder diese ganze innere Arbeit nutzlos erscheint – sie zahlt sich aus! Es braucht nur ein bisschen Zeit. Sei es dir wert, dir diese Zeit für dich zu nehmen. Und suche dir Menschen, die den Weg mit dir gehen, das macht es um einiges einfacher und dein Wachstum reibungsloser, weil die Spiegelung von Anderen einfach total wichtig ist.
Bei mir gab es jedenfalls vor einiger Zeit einen Punkt, an dem mir klar wurde, dass ich jetzt aus Erfahrung spreche. Dass ich das, was ich bisher mitbekommen und von spirituellen Lehrern gehört oder gelesen habe, jetzt auf einmal erlebe, anstatt nur im Kopf oder in einer Ahnung zu wissen, dass sie recht haben. Ich verstehe jetzt auf eine ganz andere Art und Weise. Das ist ein tolles Gefühl. Ich bin mir sicher, dass jeder einzelne von uns in der Lage ist, das zu erleben.
Und auch ich stehe noch am Anfang und bin noch lange nicht am Ende! Es wäre auch langweilig wenn es so wäre. Die Entwicklung geht immer weiter, in jedem noch so kleinen Moment tut sich etwas. So auch jetzt.
Vergiss, was du gelernt hast, vergiss was du glaubst zu sein. Lasse dich auf das ein, was gerade wirklich ist. Es ist viel mehr als du dir vielleicht vorstellen kannst.
„Get lost and find yourself.“ Unbekannt