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Eine Freundin sagte mir als Feedback zu diesem Blog, dass ich ganz schön mutig sei. Darüber hatte ich vorher noch gar nicht nachgedacht. Ich kam mir in dem Moment nicht mutig vor, sondern bin dem nachgegangen, was sich unumgänglich anfühlte.
Aber vielleicht ist genau das Mut – der inneren Intuition zu folgen, auch wenn es erstmal Angst macht, schwer erscheint oder das Ego gern etwas anderes tun würde.

 

Etwas hat sich in den letzten Wochen in mir verändert.

 

Ich wollte mich eigentlich noch nie verstellen oder anders zeigen als ich bin, doch manchmal ließ es sich in meinen Augen nicht verhindern, etwas in mir zurückzuhalten oder meine ehrliche Meinung zu verschweigen. Es gab einfach immer wieder Situationen, in denen ich nicht unbedingt erzählen wollte, was mich gerade beschäftigt oder was ich gerade tue. Gerade im größeren Verwandtenkreis und bei manchen Bekannten dachte ich schnell, dass meine wirklichen Interessen vielleicht auf Ablehnung stoßen. Und selbst im Smalltalk mit Patienten auf der Arbeit sage ich manchmal lieber ja und Amen, als meine ehrliche Meinung zu einem Thema zu äußern.

Auf solche Momente achte ich jetzt ganz gezielt, denn ich möchte es nicht mehr. Ich möchte genau das rausbringen, was in mir ist und die Energie richtig fließen lassen. Echt sein.
Ich möchte keine Bekanntschaften mehr, die nur bestehen, weil ich nicht ich bin und ich möchte keine Bekanntschaften verpassen, die nicht entstehen, weil ich mich nicht traue ich selbst zu sein. Ich gehe das Risiko ein, anzuecken und nicht mit jedem gut Freund zu sein, aber so fühle ich mich viel lebendiger. Ich möchte mich einfach nicht mehr verstecken.
Stattdessen möchte ich rausgehen und der Welt zurufen: „Hier bin ich! Mit all meinen Macken und Fehlern.“ Und die sind auf einmal überhaupt nicht mehr schlimm, sondern ganz natürlich, wie bei jedem Anderen auch.

 

Dass das nicht von heute auf morgen geht ist klar.

 

Mein Entschluss dazu kam so plötzlich, als hätte mir jemand auf den Kopf gehauen, aber die Umsetzung ist dann doch eine Übungssache, die sich erst nach und nach einstellt.
Trotzdem fühlt sich mein Leben wieder einmal ganz anders an als vor diesem Entschluss. Ich fühle mich wie ein offenes Buch, ja regelrecht nackt, aber das ist okay. Es gibt gerade nichts, was ich noch verbergen wollen würde und ich kann nicht mehr nachvollziehen, weshalb ich das mal wollte.
Ich glaube, dass ich mich ein ganzes Stück mehr selber angenommen habe, und dass es mir gerade deshalb nicht mehr so viel Angst macht mich zu zeigen. Selbstannahme ist ein großer Schritt zum Mut, das war mir vorher gar nicht so klar. Ich bin selbstbewusster geworden, weil ich mich so akzeptiere wie ich bin und die Verantwortung für alles in mir jetzt übernehmen kann.

Dieser Blog hilft mir natürlich immens dabei diesen Schritt zu gehen, und mich der Welt so zu zeigen wie ich bin. Im Moment besteht meine Aufgabe darin, ihn auch den Leuten zu zeigen, von denen ich bisher sicher war, sie würden mich nicht verstehen, wenn ich ihnen von meinen Interessen erzähle. Ich merke, wie es immer leichter wird und ich weniger Angst vor Ablehnung habe.
Auch direkte Gespräche werden offener, herzlicher und lebendiger. Ich versuche, meinen Kopf so gut es geht auszuschalten und nach meiner inneren Führung zu handeln. Das führt dazu, dass ich mein Gegenüber oft noch ein Stück intensiver wahrnehme und auch einfach annehmen kann, wie er oder sie ist.

 

Wie funktioniert das mit der Selbstannahme?

 

Vielleicht hast du das Problem mit der Selbstannahme gar nicht, aber falls doch, habe ich hier ein paar kleine Anregungen für dich:

Mach dir klar, dass keine deiner Fehler oder vermeintlichen Schwächen so schlimm sind, dass du dich deswegen schämen, verstecken oder verstellen müsstest. Nimm sie erst einmal als Teil von dir an und sprich mit Anderen darüber.

– Übe dich generell immer wieder in offener Kommunikation und sage, was du wirklich fühlst und denkst.
Du wirst sehen, dass dein Umgang damit lockerer wird und du vielleicht sogar die Rückmeldung bekommst, dass deine Angst vor Ablehnung unbegründet war.

Identifiziere dich nicht mit deinen Ängsten.
Mithilfe von Meditation kann man lernen, alles was in einem auftaucht aus einem beobachtenden Bewusstsein wahrzunehmen. Das was da kommt, solltest du als Teil von dir annehmen und dir gleichzeitig klar machen, dass du das nicht bist.
Ansonsten passiert es schnell, dass Angst hochkommt und du diese Angst bist, oder dass du Wut fühlst und diese Wut wirst und aus ihr heraus handelst. Versuche dir anzugewöhnen zu sagen „Ich fühle Wut/ Angst/ Traurigkeit in mir, und das ist okay“.

Lasse die Kontrolle los und du wirst geführt.
Es ist verdammt mutig, sich in diesen göttlichen Fluss zu werfen, die Kontrolle abzugeben und sich einfach so zu zeigen, wie man ist. Und es fühlt sich so verdammt gut an!