Wenn eine Beziehung zu Ende geht ist es gar nicht so leicht, diesen Schritt Positiv zu sehen. Als ich mich aus meiner langjährigen Beziehung getrennt habe, war es mehr der Druck einer inneren Führung, als die eigene Wahl. Ich wusste einfach, dass es nötig ist, und dass ich diese Bindung hinter mir lassen muss, damit es mir besser geht. Auch, wenn sich alles in mir dagegen gesträubt hat und ich tierische Angst hatte.
Wenn ich nicht schon neu verliebt gewesen wäre, was ebenso plötzlich und mit aller Wucht kam, hätte ich diesen Schritt sicher noch länger hinausgezögert, bis der Druck nicht mehr aushaltbar gewesen wäre. Das war für mich eine sehr große Hilfe und Unterstützung, etwas hinter mir zu lassen, was einfach nicht mehr dran war. Und für meinen Exfreund genauso.
Einfach war es trotzdem nicht. Wir haben es zunächst mit einem Kompromiss versucht und eine Zeit lang eine Dreierbeziehung geführt. Ich muss schon sagen, dass es uns alle drei überrascht hat, wie offen wir demgegenüber waren und es für jedem von uns geholfen hat.
Mein neuer Freund hatte lange Zeit Bindungsängste und konnte sich so ganz langsam auf unsere Beziehung einlassen, ohne sich überrannt zu fühlen. Ich war ja die Hälfte der Zeit bei einem Anderen und so hatte er genug Zeit für sich und hat unsere gemeinsame Zeit trotzdem genossen.
Mein Exfreund konnte sich langsam lösen und hatte unsere gemeinsame Wohnung auch mal für sich alleine, sodass wir auch einfach Abstand voneinander bekamen und merkten, wie gut uns das tut.
Und für mich war es in erster Linie schon ein Kompromiss, da ich einfach tierische Trennungsängste hatte und meine Beziehung wirklich nicht hinter mir lassen wollte, aber gefühlt habe dass ich mich nicht gegen meine Gefühle wehren kann. Auch für mich war die Dreierbeziehung eine wichtige Zeit in der ich das Loslassen lernen konnte und erfuhr, dass Veränderung nichts Schlimmes ist.
Zusätzlich wurden wir alle drei wirklich offen für neue Beziehungsformen, gegen die zumindest ich vorher wirklich Widerstände hatte.
Als wir jeder unseren Teil dadurch gelernt hatten, war für meinen Exfreund und mich klar, dass es nun zu Ende sein muss und wir trennten uns. Wir fühlten es einfach und gestanden es uns ein.
Die Zeit danach war trotzdem nicht leicht. Eine langjährige Beziehung hinter sich zu lassen braucht Zeit der Verarbeitung und immer wieder liefen Themen und Erlebnisse in mir durch, die mir teilweise ziemlich weh taten. Die ganze Zeit war mir aber klar, dass ich all das was da kommt bis zum letzten Rest angucken möchte, damit ich nichts verdränge und noch jahrelang mit mir rumschleppe. Ich wusste, wenn das durch ist, werde ich mich frei und erleichtert fühlen und erst wieder richtig offen sein mich komplett auf meine neue Beziehung einzulassen. Und so war es auch. In dem Moment, wo das Wichtigste bearbeitet war, fühlte ich es ganz deutlich und es war als würde sich meine Sicht auf das Leben von einem auf den anderen Moment radikal ändern. Jetzt zieht ab und zu nochmal eine Kleinigkeit an mir vorbei, die genauso schnell verpufft wie sie gekommen ist, aber das ist nichts mehr, was mich wirklich aufrüttelt.
Diese ganzen Gedanken und Zweifel, ob wir es hätten besser machen können, ob die Zeit zusammen verschenkt war, ob wir einfach nicht zusammen gepasst haben, haben sich jetzt aufgelöst. Ich weiß, dass jede Minute zusammen kostbar war und wir genau das daraus gelernt haben, was wir lernen mussten, um die zu werden, die wir jetzt sind. Unsere Beziehung war zu jeder Zeit richtig, auch wenn sie nicht immer super gelaufen ist. Eine Trennung ist kein Scheitern, auf keinen Fall. Sie ist das Zulassen von notwendiger Veränderung, wenn sie im Fluss der inneren Führung geschieht.
Mein Exfreund und ich verstehen uns heute besser, als zu mancher Zeit in unserer Beziehung. Er ist für mich ein Freund geblieben, den ich nicht missen möchte, weil er mich wirklich kennt und wir wichtige Erlebnisse zusammen geteilt haben. Auch er ist wieder in einer neuen Beziehung, was mich sehr für ihn freut, und ab und zu unternehmen wir alle etwas gemeinsam.
Die Zeit, die wir hatten, kann uns niemand nehmen. Ich bin glücklich darüber, sie mit ihm erlebt zu haben. Und ich freue mich genauso über das was jetzt ist, und was noch kommen wird.
Du, der du Frieden willst, kannst ihn nur durch vollständige Vergebung finden. Unbekannt