Eine Hommage an das Wesentliche

Manchmal frage ich mich wirklich, was die Leute hier eigentlich tun. Dieses ganze Gewusel, die Termine, die Arbeit, die Probleme, das alles kommt mir so unglaublich nichtig vor im Vergleich mit dem Wesentlichen. Diese permanente Zerstreuung, die mir in der Welt begegnet, hinterlässt in mir mit jedem Mal eine größere Leere, ein wachsendes Loch, was gefüllt werden will mit Liebe, mit etwas Echtem, mit diesem Einen, das sich so schwer mit Worten beschreiben lässt.

Smalltalk erfüllt mich nicht. Es erfüllt mich nicht, wenn ich spüre, dass etwas zurückgehalten wird, oder wenn es sich an der Oberfläche bewegt. Wonach ich mich von ganzem Herzen sehne, ist Tiefe. Wenn Tiefe entsteht fühle ich mich ganz. Es kommt mir wirklich absurd vor, dass ein Großteil der Menschen die ganze Zeit immense Kraft aufbringt, vor genau dieser Tiefe davon zu rennen. Warum tun sie das? Sie suchen im Außen nach etwas, was sie erfüllt, doch genau da werden sie es nicht finden!

Ich weiß, dass es am Ende egal ist, wo wir uns aufhalten und mit wem wir zusammen sind. Es ist möglich diese Stille und Liebe aus sich selbst zu holen, ganz unabhängig vom Umfeld.
Mir gelingt das aber noch sehr mäßig. Wie ruhig mein Geist ist, hängt ziemlich stark davon ab, in welcher Stadt ich mich befinde, oder an welchem Ort generell. Manche Orte strahlen einfach eine große Unruhe und Chaos aus und das überträgt sich auf mich. Genauso ist es im Kontakt mit anderen. Wenn mein Gegenüber nicht offen wirkt oder mir fremd ist, fällt es mir auch sehr schwer offen zu sein und die Tiefe rauszubringen, die in mir schlummert.
Das führt gerade dazu, dass ich einfach genauer darauf achte, was mir gut tut, und was nicht. Was trägt dazu bei, meinen Geist ruhig zu bekommen und mein Herz zu öffnen? Welche Menschen fördern mein Wachstum, indem sie offen sind, an sich arbeiten und mich darin unterstützen was ich tue? Dorthin bewege ich mich einfach mehr.
Und andersherum: Was stellt sich meinem Wachstum in den Weg? Welche Orte machen mich unruhig und matschig im Kopf? Mit welchen Menschen hinterlässt der Kontakt Leere und Unzufriedenheit? Wer zieht mich eher runter und stellt sich dem was ich tue in den Weg, als dass er meine Entwicklung fördert? An solchen Orten und mit solchen Menschen brauche ich einfach keine Zeit mehr verbringen.
Es hat ein wenig gedauert, aber inzwischen bin ich es mir wert mir das zu nehmen was mir gut tut und alles andere so weit es mir möglich ist wegzulassen. Gerade, wo ich die Fülle eben noch nicht komplett nur aus mir schöpfen kann, scheint mir das ein guter Weg zu sein.

Und manchmal, wenn ich meinen Fokus auf dem Wesentlichen halte – in der Meditation oder in radikaler Offenheit – verschwindet dieses ganze Drumherum einfach. Es wird komplett unwichtig. Deshalb fällt es mir in solchen Momenten auch überhaupt nicht schwer loszulassen und mich in diese Weite fallen zu lassen.
Ich will nicht sagen, dass mir das oft gelingt. Mir entgleitet diese Erkenntnis auch immer wieder und ich lenke mich ab oder fühle mich kaum noch. Aber es ist tatsächlich so, dass ich mich mit jedem Mal leichter an diesen Zustand zurückerinnern kann, weil diese Augenblicke des Verstehens zunehmen und es mir beinahe unmöglich machen das Wesentliche zu übergehen.