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Wer erstmal im Fluss seines Lebens angekommen ist, wird merken, dass auf einmal alles wie von selber läuft.

Da kommen Jobangebote, ohne dass ich mich um irgendetwas gekümmert habe. Eine Freundin bietet mir an, an allen ihren Workshops kostenlos teilzunehmen, einfach weil sie sieht, dass ich Freude am Thema habe. Meine Beziehung läuft so super, dass ich mich manchmal frage, wo der Haken ist. Auf einmal finde ich regelmäßig Parkplätze direkt vor der Haustür, in einer sonst immer zugeparkten Straße, und und und.
Ich habe oft nicht mehr das Gefühl, dass ich überhaupt etwas tue oder gar tun kann; es passiert einfach und zwar genau so, wie es passieren soll. So gebe ich auch bestimmte Entscheidungen nach oben ab, bin achtsam was Impulse und Hinweise von Außen angeht und lasse es kommen, wie es kommt. Und wenn ich ehrlich zu mir bin, ist das dann (spätestens im Nachhinein) immer genau das Richtige, und das Beste, was passieren konnte, auch, wenn ich mir vielleicht selber erstmal etwas anderes gewünscht hätte.

Ja, ich glaube an Karma. Aber der Begriff ist inzwischen so verbreitet, dass die Definition davon bei vielen weit auseinanderliegt. Für mich ist das Allerwichtigste, Vertrauen zu haben. Vertrauen da rein, dass die Kraft, die uns umgibt/ eine höhere Macht/ das Göttliche/ das Schicksal, wie auch immer man es nennen mag, schon dafür sorgt, dass alles genau so kommt, wie es das Beste für mich ist. Und das gilt für alles, auch für Krisen oder Unfälle, weil sie zu unserem Weg dazugehören und wir aus allem was wir erleben etwas lernen, auch, wenn wir es manchmal gar nicht bemerken. Und ganz ehrlich, waren es nicht an erster Stelle die Krisen aus denen wir am Ende total viel gelernt haben?

Zu diesem Vertrauen gehört für mich auch, dass ich einfach sicher weiß, dass mir der Weg schon irgendwie gezeigt wird. Und dass sich mir alle Wege in die richtige Richtung öffnen, wenn ich mich dafür entscheide, dem Weg zu folgen, den mein Herz oder mein Bauchgefühl mir zeigt. Da ist „etwas“, was es besser weiß als ich, und das kann mich halten und lenken, wenn ich es zulasse. Das erlebe ich immer wieder.

Vertrauen ist, wie vieles andere auch, eine Entscheidungssache.

Meiner Meinung nach sind wir nicht Opfer unserer Umstände und der ganzen Zufälle um uns herum sondern erschaffen unsere Welt die ganze Zeit selber. Wenn ich nicht in meiner Mitte bin, ist die Welt um mich herum grau und freudlos, die Menschen unglücklich und mir passieren Missgeschicke, über die ich mich dann besonders ärgere. Wenn es mir gut geht, sehe ich so viele nette Gesichter und die unglaublichsten Dinge geschehen. Veränderung muss und kann nur in mir selbst stattfinden und wenn ich mich verändere, verändert sich die Welt um mich herum zwangsläufig auch. Wenn ich mein Leben ändern will, habe ich jeden Moment die Chance dazu.

Nur, wenn ich Vertrauen habe, kann ich abgeben.

Veränderung ist nicht so schwierig, wie es scheint, wenn sie noch bevorsteht. Sie ist sogar total einfach, weil sie sowieso die ganze Zeit passiert. Die Anstrengung entsteht nur, wenn wir etwas Anderes wollen und uns gegen diesen Lebensfluss, der uns umgibt, streuben. Wenn wir es schaffen, die Kontrolle abzugeben und zu vertrauen, ist das Leben um einiges leichter.

Dazu fällt mir ein Vergleich von Amma ein, die sagt, dass wir, wenn wir in einen Zug steigen, unser Gepäck abstellen und vertrauen, dass uns der Zug dorthin bringt, wo wir hinwollen. Die meisten Menschen behalten im wahren Leben aber ihr Gepäck in den Händen, wollen Kontrolle behalten und haben Angst davor, etwas Wichtiges zu verlieren. Das kostet nicht nur viel Anstrengung, sondern hindert uns manchmal auch daran, andere Richtungen einzuschlagen, die vielleicht besser für uns wären.

Also warum nicht das Gepäck abstellen? Warum nicht den ganzen Ballast, den wir mit uns rumschleppen abgeben? Der Zug des Lebens bringt uns auf jeden Fall sicher ans Ziel. Wir sollten die Fahrt dorthin besser damit verbringen, die Schönheit des Weges wahrzunehmen.

 

„Das Geheimnis der Kontemplation besteht darin, im Jetzt zu leben. Das Jetzt ist nicht so leer, wie es uns vorkommen mag oder wie wir vielleicht befürchten. Versuchen Sie sich klar zu machen, dass alles da ist, und zwar jetzt. „Richtig“ zu leben heißt nichts anderes als jetzt da zu sein, denn Gott ist unbestreitbar in diesem Moment anwesend. Wenn wir diese Erfahrung machen, sie schmecken und uns daran erfreuen, brauchen wir daran nicht festzuhalten. Der nächste Moment wird seinen eigenen Geschmack und seine eigene Freude haben.“  Richard Rohr