Da ich in meiner Beziehung so viel Wert auf tiefen Herzkontakt lege, folgt heute mal eine Auflistung der Punkte, die mir am meisten helfen, diesen aufrecht zu erhalten, bzw wieder in Kontakt zu kommen, wenn er gerade nicht so stark ist.
1. Ehrlichkeit
Das allerallerwichtigste ist in meiner Beziehung die Grundlage radikaler Ehrlichkeit und offener Kommunikation. Mein Freund und ich verbergen nichts voreinander, und wenn es mal dazu kommt, dass wir uns nicht austauschen können oder uns dann doch mal nicht auf dem Laufenden halten, merken wir immer schnell, dass unser Kontakt nicht mehr so tief ist wie er sein könnte.
Für uns ist ganz wichtig, sich im Laufe des Tages immer wieder die Zeit zu nehmen, den Anderen und sich selbst im gemeinsamen Gespräch zu fragen: „Wie geht es dir gerade?“, „Wie fühlst du dich?“, „Wie ist unser Kontakt?“ Ein gemeinsames Frühstück und Abendessen eignet sich dafür z.B. sehr gut.
Als Antwort reicht dann ein einfaches „Mir geht es gut“ natürlich nicht aus. Vielmehr sollte man wirklich in sich gehen, beschreiben was einen gerade in diesem Moment beschäftigt oder was man dem Anderen gerne sagen möchte. Das können Dinge sein wie „Mein Herz ist grade ganz offen und ich fühle viel Liebe für dich.“ oder aber „Ich merke, dass es mich eben gestört hat, dass du nicht schonmal abwaschen wolltest, während ich koche.“ oder „Ich habe das Gefühl, wir sind gerade nicht richtig in Kontakt. Fühlst du das auch? Hast du eine Ahnung, woran das liegen könnte?“.
Auch unangenehme Dinge sollten angesprochen werden. Allein darüber zu sprechen kann schon ganz viel bewirken und lösen. Sätze wie „Ich habe heute an meinen ehemaligen Partner gedacht und wurde traurig. Ich vermisse ihn/sie.“ können auf einmal auf Verständnis stoßen und müssen keine Eifersucht beim Anderen auslösen. So passiert es gar nicht erst, dass sich etwas anstaut, was man sich dann viel später in einem Streit vielleicht vorwirft. Ehrlich zueinander zu sein, wird mit der Zeit immer einfacher werden, weil man die Erfahrung machen wird, dass es meistens gar nicht so schlimm ist, die Dinge anzusprechen, wie man dachte. Energetische Unreinheiten sollte man in einer Beziehung am besten sofort aussprechen und auflösen. Dann steht nichts zwischen dir und deinem Partner, und sei es noch so klein.
Es ist jedoch wichtig, während solcher Gespräche bei sich zu bleiben und aus der eigenen Perspektive zu sprechen, und nicht etwa dem Partner etwas vorzuwerfen. Meistens führt das nämlich dazu, dass er sich verschließt und eine Lösung des ‚Problems‘ nicht mehr so einfach möglich ist. Sage beispielsweise nicht: „Ich hasse es, wenn du so viel arbeitest und abends noch so lange Telefonate führst! Du hast nie Zeit für mich!“ sondern „Ich wünsche mir mehr Freizeit mit dir und es macht mich traurig, dass du gerade so viel Zeit mit deiner Arbeit verbringst und für uns wenig übrig bleibt.“. Dann öffnet sich dein Partner vielleicht und ihr findet eine Lösung, die sich für beide gut anfühlt.
Generell sollte in einer Beziehung klar sein; Lügen sind tabu. Mir fiel das Lügen sowieso schon immer schwer, aber als ich meinem Freund zu seinem Geburtstag etwas verschweigen musste, um das Geschenk nicht zu verraten, fühlte sich selbst das wie eine Lüge an, was auch dazu führte dass ich aus dem Kontakt ging.
Man wird mit der Zeit sensibler für das Gefühl, dass alles rund laufen und sich zwischen einander gut anfühlen sollte, und sehnt sich nach Ehrlichkeit.
2. Vertrauen
Mit Vertrauen meine ich nicht nur, nicht eifersüchtig zu sein und dem Partner zu vertrauen, dass er nicht fremdgeht (das ist im Grunde mit dem Punkt ‚Ehrlichkeit‘ schon gut gelöst), sondern vor allem Vertrauen in den Partner zu haben, dass er weiß was er tut.
Es belastet die Beziehung, wenn einer von beiden unterschwellig der Meinung ist, besser zu wissen, was gut für den Anderen ist, und ihm das Gefühl zu geben, er handele nicht richtig, oder ihn schlimmstenfalls sogar für doof und naiv zu verkaufen. Das kann ziemlich verletzend sein. Es ist wichtig, den Anderen in dem was er tut zu unterstützen, auch wenn man selber es anders machen würde. Das schließt nicht aus, konstruktive Kritik zu äußern und zu sagen, wenn sich etwas, was der Partner tut, für sich selber nicht stimmig anfühlt. Aber fühle dich nie besser oder wissender als Andere. Damit erhöhst du dich und machst deinen Partner kleiner, was zwangsläufig zu einem Ungleichgewicht zwischen euch führt, und echten Kontakt verhindert.
Gleichzeitig ist Vertrauen wichtig, damit man überhaupt offen sein kann. Und nur wer offen ist, kann seinen Partner so annehmen, wie er ist, und sich voll und ganz auf die Beziehung einlassen.
3. Körperkontakt
Körperkontakt ist ein wunderbares Mittel um sich zu erden, die Gedanken zur Ruhe zu bringen und miteinander in Kontakt zu treten. Das Schöne daran ist, dass man sich ganz auf das Gefühl konzentrieren kann und nicht nachdenken muss.
Es gibt verschiedene Arten des Körperkontaktes, die mir helfen, mit meinem Freund in Kontakt zu kommen.
Guter Sex, bei dem wir uns ganz einlassen und gegenseitig spüren, ist natürlich einer davon. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass wir uns zum einen viel näher sind, wenn wir miteinander geschlafen haben, zum anderen aber auch vor allem dann Sex haben, wenn wir schon auf eine gewisse Weise in Kontakt sind. Ansonsten fließen die Energien zwischen uns nicht richtig, und die Lust kann gar nicht erst wirklich tief werden.
Was auch sehr effektiv zu mehr Kontakt führt ist, sich gegenseitig zu massieren. Nehmt euch regelmäßig, (am besten 3 bis 4 Mal in der Woche), Zeit, für eine Ganzkörpermassage, in der einer massiert, und der Andere sich ganz auf sein Körpergefühl konzentrieren und fallen lassen darf. Es ist gut, sich beim Massieren ganz auf die Berührung einzulassen und mit der Konzentration beim Partner zu bleiben. Besonders an den Handinnenflächen sitzen ganz viele Nervenstränge, und der Kontakt wird besonders tief, wenn man mit der ganzen Handfläche massiert. Es lohnt sich sowohl für den Massierten als auch für den Massierenden, ganz reinzuspüren. Danach hat man nicht nur ein besseres Körpergefühl, sondern ist auch mehr im Moment angekommen, was automatisch auch mehr Gefühl zulässt.
Beim nächsten Mal wird dann der Andere massiert.
Auch einfach mal nur zu kuscheln, kann sehr wohltuend sein. Ein wenig eingeplante Zeit am Morgen, bevor man Aufstehen muss, sorgt schon für einen guten Start in den Tag, mit einem bestenfalls geöffneten Herzen. Eine gemeinsame kurze Mittagspause auf dem Sofa, wenn man den Rest des Tages noch nicht viel Zeit füreinander hatte, bringt einen auch wieder mehr zueinander.
4. Zeit zu zweit
Wenn ich zu wenig Zeit mit meinem Freund verbringe, merke ich das an unserem Kontakt zueinander. Das ist sicherlich bei jedem etwas unterschiedlich, und es gibt bestimmt auch Fernbeziehungen, die intensiv und verbunden sind. Für mich persönlich würde das aber nicht funktionieren.
Ich brauche genügend gemeinsame Zeit und zwar Freizeit genauso wie Zeit, in der wir zusammen an etwas Arbeiten und Zeit in gemeinsamen Hobbys.
Damit einen der Alltag mit seinen Terminen, mit Arbeit und Erledigungen nicht von tiefem Kontakt in der Beziehung abhält, kann es hilfreich sein, sich konkret zu gemeinsamer freier Zeit zu verabreden. Gerade, wenn man als Paar zusammen wohnt, und augenscheinlich viel gemeinsame Zeit hat, kann es passieren, dass man ein wenig nebeneinander her lebt, ohne sich genug Zeit für echten Kontakt zu nehmen. Beispielsweise könnte es eine Abmachung sein, ab 18 Uhr füreinander da zu sein, vielleicht sein Handy abzustellen, um nicht abgelenkt zu sein, oder an bestimmten Tagen einfach mal nichts zu tun, außer sich der Beziehung zu widmen. Man muss dabei nicht immer etwas unternehmen, kann man aber natürlich auch. Ein Tapetenwechsel ist ab und zu wirklich hilfreich.
Da sowohl mein Freund als auch ich viel arbeiten, hilft es uns, wenn wir gemeinsame Projekte haben. Das ist natürlich nicht immer möglich. Wenn man in ganz unterschiedlichen Bereichen tätig ist, kommt man nicht immer zusammen. Es ist aber durchaus einen Versuch wert, sich mal gemeinsam hinzusetzen und sich zu überlegen, woran ihr mal im Team arbeiten könntet. Es kann mit eurer Arbeit zu tun haben, und etwas sein, womit ihr Geld verdienen könnt, aber vielleicht habt ihr auch einfach nur Lust zusammen zu musizieren und ein Lied einzustudieren, gemeinsam ein Buch zu lesen, was ihr euch gegenseitig vorlest, oder neue Rezepte auszuprobieren.
Aber bei all der Zeit zu zweit gilt auch: Es muss genug Raum geben, in dem jeder sein Ding machen kann. Mit ein bisschen Abstand hat man auch gleich wieder mehr Elan für die Beziehung, kann sich mal vermissen und spürt erstmal wieder, was man am Anderen eigentlich hat. Jeder braucht auch mal Zeit, in der er nur für sich ist, in der er Vergangenes reflektieren und zu sich kommen kann. Dazu braucht er ab und zu Zeit mit seinen Kumpels und sie mit ihren Freundinnen, was auch die Energie der Geschlechter wieder gerade rückt und sich gleich ein wenig attraktiver füreinander machen kann.
5. Sich gegenseitig wahrnehmen
Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell man aus dem Kontakt fallen kann, und wie leicht es passiert, dass man sein Gegenüber überhaupt nicht wahrnimmt. So viele Menschen laufen draußen herum, die Gedanken verstreut oder vor allem auf sich selbst fixiert. Dabei wird oft vergessen, dass echter Kontakt nur entstehen kann, wenn man ganz im gegenwärtigen Moment ankommt und offen genug ist, sein Gegenüber zu spüren. Alles Andere mag vielleicht auch eine Art von Kontakt sein, ist aber nicht der Herzkontakt, den ich meine.
Ein wichtiger letzter Punkt ist deshalb für mich, meinen Partner immer wieder zu fühlen, im Moment zu sein, und wahrzunehmen. Anfangs fällt das vielleicht noch etwas schwer oder fühlt sich ungewohnt an, aber mit der Zeit habe ich gemerkt dass es vor allem eine Entscheidung ist, meine Wahrnehmung auf mein Gegenüber zu erweitern. Und genau das ist es: Eine Erweiterung. Es geht mir nicht darum, seine Aufmerksamkeit nur noch auf dem Partner zu halten und sich selber dabei zu vergessen. Spüre dich selber voll und ganz und von dort aus erweitere deine Wahrnehmung auf deinen Partner, oder mit wem auch immer du gerade in Kontakt trittst. Halte den Fokus bei dir und weite ihn aus.
Gerade in Momenten, in denen man genervt oder sauer auf den Anderen ist, ist das eine gute Übung, um den Kontakt wieder herzustellen. Wenn wir gerade einen Streit hatten und ich mich dann öffne, um meinen Freund zu verstehen und zu spüren, kommt das Gefühl wieder und mein Ärger löst sich augenblicklich auf. Dann hat man auch eine gute Grundlage, den Konflikt noch einmal im Kontakt miteinander durchzugehen und zu klären.
Was sind deine Tipps für mehr Herzkontakt in der Beziehung? Was hast du aus deinen Beziehungen gelernt? Ich freue mich über neuen Input.